Mein Name ist Karin Beringer, ich bin Paartherapeutin und Single-Coach und möchte dir heute etwas zum Thema „Flirts“ erzählen.
Das ist ein spannendes Thema, da es ein Begriff ist, den zwar jeder kennt und ungefähr weiß, was damit gemeint ist, aber die wenigsten denken wirklich detailliert darüber nach. Normalerweise beginnen Liebesbeziehungen damit, dass zwei Menschen miteinander flirten. Sie tauschen bestimmte Signale aus, um sich gegenseitig zu zeigen, dass sie aneinander interessiert sind.
Beim Flirts kommen sich zwei Menschen näher. Das kann nur flüchtig sein, also einen kurzen Augenblick, oder auch länger und intensiver. Diese Art der Annäherung hat immer einen erotischen Beigeschmack – sonst wäre es kein Flirt, sondern einfach nur eine neutrale Begegnung.
Nun ist sowohl die Fähigkeit „Flirten zu können“ als auch ein Signal vom Gegenüber als Flirt erkennen zu können, die Grundvoraussetzung für eine erste Kontaktaufnahmen zur romantischen Beziehung. Viele Menschen bemerken intuitiv, wann jemand mit ihnen flirtet und wann nicht. Der Austausch von Flirtsignalen funktioniert wie automatisch und unbeabsichtigt. Im optimalen Fall ist es wie ein Spiel, wo beide Beteiligten die Regeln kennen und diese richtig einsetzen können. Nun gibt es Personen, die sich schwer tun mit dieser Form der Kontaktaufnahme. Nämlich weil sie einerseits derartige Signale nicht als erotische Annäherung lesen bzw. erkennen können, oder weil sie, aus unterschiedlichen Gründen, nicht passend reagieren können. Flirten ist wie ein Code, den man lesen und bei Bedarf verwenden können sollte.
Merkmale eines Flirts
Intuitiv ahnen wir, was die Merkmale einer Flirtsituation sind, aber genau definieren können wir es oft nicht. Schauen wir uns also genauer an, welche typischen Signale jemand aussendet, wenn er flirtet:
- Blickkontakt: Ein erstes Signal ist meist, Blickkontakt herzustellen. Wenn dir eine Person gefällt, schaust du sie etwas länger an, als es normalerweise üblich ist. Erwiderst die andere Person den Blickkontakt ebenfalls länger als gewöhnlich, entsteht eine Verbindung. Wenn sich dieser längere Augenkontakt wiederholt, ist klar, dass gegenseitiges Interesse besteht.
Man könnte simpel sagen: Wenn jemand deine Aufmerksamkeit erregt, schaust du ihn an. Aber es gehört auch ein bestimmter Gesichtsausdruck dazu, damit der Blick richtig gedeutet werden kann. Denn jemanden länger anzusehen, könnte auch heißen, dass du dich vor der Person fürchtest, sie seltsam findest oder dich über sie amüsierst. Es braucht daher zusätzlich eine passende Mimik. - Lächeln:
Wird beim Blickkontakt zusätzlich gelächelt, verstärkt das das Flirtsignal. Es zeigt, dass du der anderen Person gegenüber freundlich gestimmt bist und keine bösen Absichten hast. Ein Lächeln macht den Flirt eindeutig und schafft eine einladende, positive Atmosphäre. Wichtig ist in Flirtsituationen, das richtige Maß zu treffen. Zu viel ist aufdringlich und kann anstrengend werden. Das Setzen von zu wenig Signalen kann insofern problematisch werden, da das Gegenüber womöglich gar nicht bemerkt, dass mit ihm geflirtet wird. Insofern ist es wichtig, nicht nur aus sich selbst zu achten, sondern die andere Person und deren Verhalten im Auge zu behalten und sich feinfüllig abzustimmen. Das Spiel des Flirts besteht in einer Kombination aus Annäherung und Rückzug, bei der sich beide unbewusst aufeinander abstimmen. Klar ist, dass beide sich in der Flirtsituation wohl fühlen sollten. Denn flirten kann man nicht alleine für sich, dazu braucht man ein Gegenüber. Flirten ist ein Signal, dass eine andere Person braucht. - Worte: Will man näher mit jemand in Kontakt kommen, muss man sich früher oder später auf ein Gespräch einlassen. Was dabei geredet wird, ist eher nebensächlich. Natürlich sollte es nicht ungut oder beleidigend sein. Worum es geht, ist offen und freundlich zu wirken. Zugewandt sollte man sein, da man ja eine Person näher kennenlernen möchte. Somit ist ein Austausch, der Interesse signalisiert, immer am besten. Eine Flirtsituation ist aber kein Verhör. Es sollten keine Fragen abgearbeitet werden, sondern das Gegenüber spielerisch erkundet werden. Auch hier gilt, sensibel auf den anderen zu reagieren. Es ist ein Fehler, den eigenen „Film“ oder „Fragenkatalog“ abzuarbeiten. Im Sinne von: „Wie heißt du? Was machts Du“ Wer bist du?“ Was immer ganz gut ankommt, sind Komplimente. Aber bitte keine plumpen oder übertriebenen. Jeder wird gerne bewundert und gut gefunden, aber mit Maß und Ziel. Es sollte sich in einem realistischen Rahmen bewegen.
- Berührungen: Ja, gerne – aber mit Vorsicht. Körperliche Annäherung signalisiert eindeutig, dass du der anderen Person näherkommen möchtest. Dabei ist es wichtig, die Grenzen zu respektieren. Es sollte ein langsames Annähern sein und kein plötzlicher Überfall. Achte darauf, die Signale der anderen Person genau zu beobachten: Macht sie einen Schritt zurück, wenn du näherkommst? Bleibt sie stehen? Oder erwidert sie deine körperlichen Gesten sogar? Diese Reaktionen helfen dir, das Interesse der anderen Person einzuschätzen und ihre Grenzen zu wahren.
Grundsätzlich lebt Flirten vom Aufbau und vom Spiel mit erotischer und sexueller Spannung. Ist somit aufregend. Es ist eine Form des sozialen Austausches, auf den sich zwei Menschen, teilweise unbewusst, einlassen. Flirts unterscheidet sich unter anderem dahingehend von einem neutralen sozialen Kontakt, dass er eine stärkere körperliche Komponente hat. Es löst mehr aus im Körper, schafft sexuelle Spannung, die unter Umständen schwer auszuhalten sein kann. Geflirtet wird nur zwischen zwei Menschen, nicht in einer Gruppe. Es schafft Exklusivität, die Welt herum verliert an Bedeutung. Der Fokus, die Aufmerksamkeit gilt nur dem Flirtpartner. Flirten ist Intimität zwischen zwei Menschen. Wenn man als Außenstehender den Flirt zwischen zwei Menschen beobachtet, wird einem klar, dass man dabei ausgeschlossen ist und stört. Beim Flirts schaffen zwei Menschen eine gemeinsame Welt, bei der alles andere in den Hintergrund rückt – wenn auch nur für kurze Zeit.
„Ich kann nicht flirten“
Das ist ein Satz, den ich in meiner Praxis für Paartherapie und Paarcoaching immer wieder höre. Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die sich schwer damit tun. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Einer der häufigsten ist, dass diese Personen zu sehr darauf bedacht sind, alles richtig zu machen. Dadurch richten sie ihren Fokus mehr auf sich selbst als auf ihr Gegenüber. Wenn ein solcher Klient bei mir in der Beratung ist, frage ich ihn oft: „Willst du dich selbst kennenlernen?“ Denn diesen Personen geht es oft mehr um die eigene Performance – sie soll toll und beeindruckend sein – und weniger um die andere Person. Hier gilt die Devise: Die Aufmerksamkeit weg von sich selbst und hin zum Gegenüber. Es geht nicht darum, dass du selbst von deiner Präsentation begeistert bist, sondern dass die andere Person dich anziehend findet. Dafür ist es entscheidend, auf die Signale des Gegenübers zu achten. Das kannst du jedoch nicht, wenn du nur mit dir selbst beschäftigt bist.
Eine weitere Ursache für Unsicherheiten beim Flirts kann sein, dass du in Wirklichkeit gar niemanden kennenlernen möchtest. Vielleicht hast du Angst, dass es dein psychisches Gleichgewicht stören könnte. Emotional traust du dir wenig zu und fühlst dich schnell überfordert. Ja, Flirten erzeugt psychischen Stress – schließlich geht es dabei um Erotik und Intimität. Aber genau da musst du durch, wenn du wirklich jemanden kennenlernen möchtest. Denn die Spannung und das Knistern sind doch gerade das, was Flirten so aufregend machen.
Es kann auch sein, dass du dich grundsätzlich mit sozialen Kontakten schwertust und dich in solchen Situationen unsicher fühlst. Dann gilt die Devise – wie bei allem im Leben: Üben. Auch das Knüpfen von sozialen Kontakten und das Flirten kann man lernen. Du kannst lernen, Signale zu senden und die Signale anderer zu entschlüsseln. Dafür musst du allerdings raus aus deiner Komfortzone und rein ins Leben. Noch kein Meister ist vom Himmel gefallen! Ein wichtiger Schritt ist, andere Menschen zu beobachten und von ihnen zu lernen. Schau dir an, wie andere flirten. Wenn in deiner Umgebung ein Paar flirtet, achte auf deren Signale. Beobachte, wie sie miteinander kommunizieren, und nimm dir Anregungen daraus mit.
„Ich gefalle eh niemand“
Das ist wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn du dir selbst nicht vorstellen kannst, auf andere anziehend zu wirken, wirst du auch die positiven Signale von anderen übersehen. Geh mit offenen Augen durch die Welt und schau, ob dich jemand positiv betrachtet und Interesse zeigt. Und das Wichtigste – genieße es! Sich dafür zu schämen, ist völlig fehl am Platz. Du willst gefallen, und du darfst gefallen wollen. Wenn du die Anzeichen eines Flirts ignorierst, kannst du auch nicht darauf reagieren – also sei aufmerksam und lass dich darauf ein!
Es ist alles zu ernst
Wichtig beim Flirts ist, dass es Spaß machen sollte. Es ist ein Spiel, bei dem es nicht ums Gewinnen oder Verlieren geht. Ein Flirt muss auch zu nichts führen. Es muss weder eine Beziehung noch ein tatsächlicher sexueller Kontakt daraus entstehen. Flirten kann einfach einen Selbstzweck erfüllen: Es ist ein schönes Gefühl, wenn dir jemand gefällt und du jemand anderem gefällst. Natürlich kann es zu einer sexuellen Begegnung, einem Date, einer Beziehung oder etwas anderem führen – aber es muss nicht. Je ernster du das Flirten machst, desto weniger locker bist du, und die Freude daran geht verloren. Einerseits können beim Flirten intensive Gefühle entstehen, die körperlich spürbar sind, besonders wenn Sexualität im Spiel ist. Andererseits zeichnet sich ein Flirt durch Leichtigkeit und eine gewisse Oberflächlichkeit aus, die von Andeutungen lebt. Annäherung und Distanz wechseln sich dabei spielerisch ab. Leider machen einige Menschen ihren Selbstwert davon abhängig, ob es ihnen gelingt, mit jemandem ins Gespräch zu kommen und zu flirten. Dann wird es sehr ernst – und wenn es nicht klappt, stürzen sie in Selbstzweifel. In solchen Fällen fehlt jede Leichtigkeit, und das Flirten fühlt sich an, als gehe es ums Überleben des Egos.
Es bleibt beim Flirten
Manche Menschen flirten für ihr Leben gern. Sie flirten immer und überall – doch daraus entsteht keine tatsächliche Begegnung. Diese Personengruppe scheut die Begegnung, die über die Beziehungsanbahnung hinausgeht. Sie möchten unverbindlich bleiben, keine weitere Nähe zulassen, und es bleibt bei Andeutungen. Dahinter können Ängste stecken: vor Sexualität, Verbindlichkeit, Nähe oder einer längerfristigen Beziehung. Wie eine Biene, die von Blume zu Blume fliegt, möchten diese Menschen sich nicht festlegen. Für sie soll alles immer ein Spiel bleiben, ohne jemals ernst zu werden.
Immer im Flirt-Modus
Es gibt Männer und Frauen, die nur im Flirt-Modus mit dem anderen Geschlecht in Kontakt treten können. Das ist ein spannendes, aber gar nicht so seltenes Phänomen. Dabei hat man den Eindruck, dass jede Begegnung dadurch sexualisiert wird. Das kann jedoch für das Gegenüber schnell unangenehm werden – besonders, wenn die flirty Atmosphäre überhaupt nicht in den Kontext passt. Stell dir vor, eine Frau hat einen Termin bei ihrem Bankberater, und dieser flirtet wild mit ihr. Schrecklich! Die Frau fühlt sich belästigt, entwertet – und das aus gutem Grund. Im unpassenden Rahmen angeflirtet zu werden, wirkt immer peinlich und kann sogar als Machtdemonstration wahrgenommen werden. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Ein Mann geht zu seiner Hausärztin, und sie beginnt, ihn anzuflirten und sexualisiert die Begegnung. Das ist komplett unpassend, unprofessionell – und schlichtweg inakzeptabel.
In so einem Fall ist es wichtig, klare Signale der Abneigung zu zeigen und sich nicht verunsichern zu lassen. Du bildest dir das nicht ein. Es gibt Menschen, deren Gewohnheit es ist, immer mit einem flirty Verhalten in jeden zwischenmenschlichen Kontakt mit dem anderen Geschlecht zu gehen – als hätten sie kein anderes Verhaltensrepertoire. Dahinter kann Unsicherheit stecken, was aber letztlich nebensächlich ist. Unangenehm bleibt unangenehm, und es gibt viele gesellschaftliche Begegnungen und Situationen, in denen Flirts oder sexualisiertes Verhalten absolut unangebracht ist.
- Wenn du Unterstützung brauchst, weil du dich in Flirtsituationen unsicher fühlst, schau bei lucky-together.com vorbei und vereinbare einen Coachingtermin!