Warum Faszination allein nicht reicht? Weil es darum geht, dass Menschen in Beziehungen zufrieden und glücklich sind und nicht darum, ständig in psychischen Ausnahmezuständen zu sein. Wenn du das Gefühl hast, dich zu deinem Gegenüber sehr hingezogen zu fühlen, gleichzeitig aber psychisch down bist, dann läuft in deiner Beziehung eindeutig etwas schief, was oft zu eine toxische Beziehung führt.
Angenommen, du hast einen Mann oder eine Frau kennengelernt, findest ihn oder sie beeindruckend und verliebst dich Hals über Kopf. So weit so gut. Happy End? Weit gefehlt. Da fängt erst alles an. Es kommt oft vor, dass die Gefühle, die du für jemand empfindest, nicht zu dem passen, was du tatsächlich mit jemanden erlebst. Ein Beispiel: Du hast als Frau über eine Dating App einen Mann kennengelernt, der dir am Foto total gut gefällt und seine Art zu schreiben, findest du einfühlsam, witzig und attraktiv. Du hast das Gefühl, einen guten Draht zu ihm zu haben. Gleichzeitig ist er womöglich unzuverlässig beim Antworten, meldet sich Stunden oder sogar Tage nicht, lässt dich im Unklaren. Somit ist sofort etwas mit dir passiert, du bist im Gefühlschaos. Einerseits hast du den Eindruck, einen Seelenverwandten gefunden zu haben, mit dem du vollkommen auf einer Wellenlänge liegst, anderseits löst dieser Mann Ärger bei dir aus. Du bist hin und her gerissen. Damit ist fast alles schon beschrieben. Du spürst extreme Gefühle dem anderen Gegenüber, die einerseits positiv und euphorisch sind, gleichzeitig macht sich bei dir Ärger breit und eine gewisse negative Unruhe begleitet deine Gedanken. In dieser Tour geht es nach dem ersten Date weiter. So kann es sein, dass dir dieser Mann liebe Nachrichten schickt, dir Komplimente macht und sympathisch wirkt, gleichzeitig ist es schwierig, sich tatsächlich etwas mit ihm auszumachen. Er kommt zu spät, sagt ab, ist im persönlichen Umgang phasenweise sehr anstrengend.
Emotionen fahren Achterbahn
Kurz zusammengefasst, du bis emotional im Dauerstress und fragst dich selbst immer wieder, weshalb du dir das antust. Falls dir diese Gefühlslage bekannt vorkommt, dann herzlich willkommen im Club. Du bist damit nicht allein. Vielen Menschen in Beziehungen geht es ähnlich und oftmals ist das Ergebnis endlos scheinende On/Off Beziehungen. Um welche Dynamik geht es dabei, die Menschen dazu veranlasst, sich auf eine derartig nervenaufreibende Beziehungskonstellation einzulassen? Oftmals ist es so, dass Betroffene diese Art der Beziehungsgestaltung aus ihrer Kindheit kennen. Womöglich hatten sie unberechenbare Eltern, die nicht einzuschätzen waren. Somit kann es sein, dass jemand anziehend wirkt, weil er eine ähnliche Gefühlslage auslöst, wie seinerzeit in der Kindheit und Jugend empfunden wurde. Denn Menschen versuchen, die Gefühlslage ihrer Kindheit wieder zu erleben, auch wenn diese keine angenehme war. Somit sollten Betroffene genau überlegen, ob es wirklich das Gegenüber ist, sprich der Partner oder die Partnerin, welche ihnen so gut gefällt, oder ob es vielmehr eine gewisse Art der Beziehungsdynamik ist, in die sie immer wieder hineinschlittern.
Sagen und Tun sind zwei unterschiedliche Bereiche
Für die Psyche eines Menschen ist es sehr verwirrend, wenn das, was eine Person sagt bzw. schreibt, im Gegensatz dazu steht, wie sie sich verhält. Angenommen eine Person beschreibt sich selbst in einer Art und Weise, die mit der Realität überhaupt nicht übereinstimmt. Die Selbstzuschreibungen passen überhaupt nicht zu dem, wie sich tatsächlich jemand verhält. Es ist klar, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung immer voneinander abweichen, aber das Ausmaß macht den Unterschied. Angenommen du lernst eine Frau kennen, die sich selbst als fürsorglich und gute Zuhörerin beschreibt, gleichzeitig schon beim ersten Treffen ununterbrochen nur über sich selbst redet, dich nicht zu Wort kommen lässt und kein Interesse an dir zeigt. Wahrscheinlich wirst du irritiert reagieren und nicht wissen, wie du mit dieser Situation umgehen sollst. Sollst du nun ihrer Selbstzuschreibung glauben, oder deiner eigenen Wahrnehmung. Da sind wir jetzt beim Dilemma. So beginnt eine toxische Beziehung. Falls du dazu neigst, selbstkritisch zu sein und eher dich selbst als dein Gegenüber zu hinterfragen, wirst du der Selbstbeschreibung deiner neuen Bekanntschaft mehr Glauben schenken als deiner eigenen Wahrnehmung. Du schiebst deine Gefühle beiseite – du traust ihnen nicht. Falls dann nach diesem Treffen von ihrer Seite liebe Nachrichten kommen, wie gut du ihr gefällst und wie schön es mit dir war, dann ist die Verwirrung perfekt. Du fühlst dich geschmeichelt und vergisst, wie es dir beim Treffen ging und willst diese Frau wieder sehen. Womöglich sind es sogar genau diese Widersprüche, die dich faszinieren und in den Bann ziehen. Damit bist du schon im Netz gefangen.
Toxische Beziehung – Faszination zieht in den Bann
Genau diese Faszination ist es oftmals, die dich mit einem Schritt dem Abgrund näherbringt. Die Gegensätzlichkeit zwischen dem, was dir von außen vermittelt wird und dem, was du innerlich als Realität wahrnimmst, schafft Ratlosigkeit. Sein Gegenüber schwer nachvollziehen zu können, übt einen Reiz aus und weckt Interesse. Du willst ergründen, weshalb so doppeldeutige Botschaften vom anderen kommen und wendest Energie auf, um es zu verstehen. Du willst mehr. Wenn das, was jemand sagt und schreibt so gar nicht mit dem übereinstimmt, wie sich jemand verhält, dann schafft dies große Verwirrung. Diese Verwirrung ist es, die oftmals die magische Anziehung und vermeintliche Verliebtheit auslöst. So fühlst du dich phasenweise mit deiner neuen Eroberung wie im 7. Himmel, die meiste Zeit geht es dir aber psychisch schlecht. Du bist down, grübelst über sein oder ihr Verhalten nach und stehst vor einem Rätsel. Deine ganze Energie wird mit Nachdenken über den anderen oder die andere verschwendet.
Woran erkennt man eine toxische Beziehung?
Die Lösung besteht darin, diesen Mechanismus zu durchschauen und zu erkennen, dass diese Art der Faszination dir überhaupt nicht guttut. Oft haben Menschen mit diesen Wesenszügen psychische Probleme und haben Schwierigkeiten im sozialen Bereich. Wenn du bemerkst, dass es nicht an deiner mangelnden Empathiefähigkeit liegt, sondern an einer psychischen Problematik vom Gegenüber, wird deine Faszination so schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht ist.
Denn toxische Beziehung kannst du von Anfang an erkennen. Du darfst nur nicht die Augen davor verschließen. Die Merkmale sind, dass sie dir weh tun, du fühlst dich die meiste Zeit nicht glücklich und wohl, sondern grübelst und hinterfragst alles. Am meisten dich selbst. Diese Art der Beziehungsgestaltung kann dich seelisch und körperlich krank machen, also Finger weg. Wenn du solche Zustände bei dir bemerkst, solltest du diese Beziehung sofort beenden. Falls du selbst ein derartiges Verhalten bei dir bemerkst, reflektiere darüber und such dir Hilfe. Es lassen sich Wege finden, um aus diesen Mustern auszubrechen und eine erfüllende Partnerschaft zu entwickeln. Alle deine sozialen Beziehungen würden dadurch profitieren.