Das eigene Beuteschema kennen | 2. Lektion

Du leidest oft unter Liebeskummer, da du dich immer in die Falschen verliebst? Dies hat etwas mit deiner Vergangenheit zu tun und den Beziehungserfahrungen aus deiner Kindheit. Wie du negative Beziehungsmuster auflösen kannst und dich frei für eine glückliche Beziehung machst, erfährst du im folgenden Beitrag.


Wie deine Kindheit deine Gegenwart beeinflusst?

Wir haben sehr wohl Einfluss auf unser Liebesglück. Um diesen Einfluss zu nutzen, muss du aber bestimmte Grundlagen erfüllen. So ist es wichtig, dass du die Beziehungserfahrungen aus deiner Kindheit genauer unter die Lupe nimmst und analysierst. Denn unbewusst versucht jeder, die Bindungsmuster aus seiner Vergangenheit zu wiederholen, selbst wenn diese emotional unbefriedigend waren. Oftmals ist es nicht unbedingt ein Typus von Mann oder Frau, auf den jemand reflektiert, sondern vielmehr die Art der Beziehungsgestaltung, die wiederholt wird. Es sind Muster, nach denen wir selbst uns in Partnerschaften verhalten und nach diesem Muster suchen wir uns das passende Gegenüber. So kann es die ewige On/Off Beziehung sein, in die du immer wieder gerätst. Dabei handelt es sich um ein Bindungsverhalten, dass du bereits in deiner Kindheit erfahren hast und jetzt – unglücklicherweise – mit deinem Partner oder deiner Partnerin wiederholst. Dabei hast du den inneren Leitsatz, dich nie sicher fühlen zu dürfen in einer Beziehung und immer mit der Trennung rechnen zu müssen. Womöglich konntest du dich nicht auf die Bezugspersonen deiner Kindheit verlassen und hast gelernt, immer auf der Hut sein zu müssen. Dieser innere Leitsatz ist dir womöglich nicht bewusst, du trägst ihn aber in dir und gestaltest danach deine Liebesbeziehungen. Somit wiederholst du, selbst in unterschiedlichen Partnerschaften, ein bestimmtes Beziehungsmuster und schlitterst von einer On/Off Beziehung in die nächste. Selbst mit unterschiedlichen Partnern passiert dir das immer wieder. Die Ursache dafür liegt in deinen frühen Bindungserfahrungen, aus denen du dich bisher nicht befreit hast. Die Beziehung zu deinen Eltern hat nachhaltig deine heutigen Liebesbeziehungen geprägt und den Grundstein fürs Leben gelegt, wie du mit anderen Menschen zusammen bist.

Wie deine Kindheit deine Gegenwart beeinflusst?

Alte Beziehungsmuster auflösen

Es ist natürlich nicht nur die Beziehung zu unseren Eltern, die Einfluss auf unser Liebesleben hat. Auch andere soziale Interaktionen hinterlassen ihre Spuren und prägen uns. Sowohl positiv als auch negativ. Aber im Kindesalter waren wir besonders sensibel und abhängig von uns nahestehenden Menschen, was meist die Eltern waren. Wenn du also deine zukünftigen Beziehungen für dich emotional befriedigend gestalten willst, solltest du über deine emotionale Vergangenheit Bescheid wissen. Wie waren also deine Beziehungserfahrungen in der Kindheit? Hast du dich sicher und aufgehoben gefühlt oder hattest du das Gefühl von Unsicherheit und dass auf niemand Verlass ist? Damals wurde der Grundstein gelegt für die Art, wie du heute deine Partner wählst und mit ihnen zusammen bist. Ich möchte nun ein Beispiel bringen, wie innere Muster bzw. Leitsätze unsere Partnerwahl beeinflussen.

Nehmen wir an, ein Mann – nennen wir ihn Markus – findet unabhängige Frauen toll und wünscht sich eine starke, selbstbewusste Partnerin an seiner Seite. In seiner Kindheit hat er erlebt, wie seine Mutter vom dominanten Vater abhängig war und keine Entscheidungen treffen konnte. Diese Konstellation will er in seinen eigenen Liebesbeziehungen auf keinem Fall wiederholen und hat sich vorgenommen, mit seinen Freundinnen Beziehungen immer auf Augenhöhe zu führen. Im realen Leben gerät Markus aber an Frauen, die anfangs zwar autonom wirken, in Folge sich aber als abhängig und hilflos entpuppen. Wie kann das passieren? Indem sich Markus bereits in der Dating Phase mit einer neuen Bekanntschaft sehr aktiv und initiativ zeigt. Er meldet sich immer zuerst, plant jedes Treffen durch, bestimmt Zeit, Ort und möchte grundsätzlich nichts dem Zufall überlassen und alles im Griff haben. Kurz gesagt, er reißt von Anfang an die Verantwortung an sich. Seiner neuen Eroberung – sofern sie nicht gleich das Weite sucht – bleibt nichts anderes übrig, als sich widerstandlos zu fügen. Sie ergibt sich ihrem Schicksal. Nach kurzer Zeit ist Markus frustriert, da er eine von ihm abhängige und unselbständige Frau an seiner Seite hat und sucht das Weite.

Psychodynamisch kann das Verhalten von Markus so beschrieben werden, dass er mit seinem Verhalten unbewusst die Beziehungskonstellation seiner Kindheit wiederholt. Er stellt unbewusst die Situation zwischen seinen Eltern wieder her, er reinszeniert alte Beziehungsmuster. Bewusst wünscht er sich eine selbständige Frau, unbewusst torpediert er jede eigenständige Verhaltensweise bei seiner Partnerin.  Somit ist er mitverantwortlich für die Beziehungsmisere, in welche er immer wieder hineinschlittert. Er ist solange verdammt dazu, alte Erfahrungen seiner Kindheit zu wiederholen, bis er sich der Dynamik bewusst wird und seinen eigenen Anteil daran reflektiert. Markus kann erst eine für ihn emotional befriedigende Partnerschaft führen, wenn er sich den Dämonen seiner Vergangenheit bewusst wird und sich ihnen entgegen stellt. Er muss den Beziehungsneurotiker in sich ablegen, um sich neuen Beziehungserfahrungen öffnen zu können. Oftmals sind es Ängste, die Menschen hindern, Veränderungen zuzulassen und neue Wege zu bestreiten. So auch in Liebesbeziehungen. Markus muss seine Angst, Kontrolle abzugeben überwinden und der Frau an seiner Seite die Möglichkeit geben, Verantwortung für die Partnerschaft mitzutragen. So kann sein Wunsch nach einer Beziehung auf Augenhöhe Wirklichkeit werden. Oftmals sind aber unsere sehnlichsten Wünsche auch diejenigen, die unbewusst die größten Ängste bei uns auslösen. Deshalb neigen Menschen dazu, unbewusst ihre Wünsche zu boykottieren und verhindern damit, dass ihre Träume wahr werden.  Denn wer seine Vergangenheit nicht versteht, ist verdammt sie zu wiederholen und immer wieder die gleichen Fehler zu machen.

Das eigene Beuteschema kennen | Resümee

Also lass den Kopf nicht hängen, falls es in deinem bisherigen Liebesleben noch nicht optimal geklappt hat. Wichtig ist, dass du die Muster erkennst, nach denen deine Partnerschaften ablaufen, bemerkst, wie du als Frau oder Mann tickst und „welchen Film du immer wieder in einer Beziehung abspielst“. Deine dir bewussten Leitsätze stimmen womöglich nicht mit deinem tatsächlichen Verhalten in einer Liebesbeziehung überein. Falls es dir schwerfällt, die Logik in deinem Beuteschema zu erkennen, frag Personen in deinem Umfeld nach Rat. Freunde oder Familienmitglieder kennen dich sicherlich gut, sodass du sie fragen kannst, wie sie dein Beziehungsverhalten erleben. Oftmals sehen Außenstehende klarer. Hierbei geht es nicht darum, dich zu kritisieren, sondern einen objektiveren Blick auf dein Beziehungsschema zu werfen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Du solltest dich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um nicht weiter als Beziehungsneurotiker durch die Welt zu wandern. Dein Liebesleben wird es dir danken.