Was ist ein Beziehungs-Burnout?

Den Begriff „Beziehungs-Burnoutkennst du sicherlich, hast ihn aber noch nie im Zusammenhang mit „Partnerschaft“ gehört? Dann lies weiter, damit du erfährst, wie sich das Gefühl des Ausgebrannt-Seins“, der totalen Überforderung und Erschöpfung im Rahmen einer Beziehung äußern kann.


Stress im Arbeitsalltag, Druck und Überlastung im Job kann zu einem Burnout führen. Die meisten wissen das, haben womöglich selbst schon einmal darunter gelitten oder haben Arbeitskollegen oder Freunde, die durch ein Burnout aus der Bahn geworfen wurden. Es muss jetzt festgehalten werden, dass unter dem Begriff ´Burnout´ Merkmale zusammengefasst werden, die für sich genommen einen Kreislauf beschreiben, der verschiedene Ursachen haben kann. Eine Ursache kann die berufliche Situation sein, eine andere die private. Romantische Beziehungen können das Wunderbarste sein, was es gibt, können aber auch emotional massiv belasten. Eine nicht funktionierende Partnerschaft, ständige Streitereien und das Gefühl, vom anderen nicht gesehen zu werden, kann Energie rauben und zur totalen Erschöpfung führen. Jeder, der schon einmal über einen längeren Zeitraum in einer unglücklichen Beziehung festgesteckt ist, weiß, dass dies die Hölle auf Erden sein kann.

Woran du erkennen kannst, dass du in einem Beziehungs-Burnout steckst?

Wenn die meisten der folgenden 12 Punkte auf dich zutreffen, bist du dabei, emotional auszubrennen. Es gibt in jeder Beziehung Phasen, in denen es nicht gut läuft und Durststrecken, die es durchzuhalten gilt. Auch das glücklichste Paar hat Höhen und Tiefen miteinander. Worauf es aber ankommt, ist, dass grundsätzlich die guten Phasen überwiegen und die schwierigen Phasen nur von kurzer Dauer sein sollten. Wenn aber ein Drama dem nächsten folgt, eine Auseinandersetzung die nächste jagt, dann ist Feuer am Dach. Falls du also ab und an das Gefühl hast, dass der eine oder andere der folgenden Punkte kurzfristig auf deine Beziehung zutrifft, dann ist dies kein Grund zur Besorgnis. Festgehalten werden muss auch, dass es sich beim Beziehungs-Burnout um eine Spirale handelt, wo jeder weitere Schritt eine Eskalationsstufe mehr bedeutet. Es ist ein Kreislauf, der noch einigermaßen harmlos beginnt, in Folge aber immer größere Ausmaße annimmt. Die einzelnen Merkmale sind nun genauer beschrieben und du kannst überprüfen, wie viele Punkte auf dich zutreffen und ob du bereits in der Dynamik eines Beziehungs-Burnouts gefangen bist.

Beziehungs-Burnout

-> Du hast das Gefühl, dich sehr um den Partner zu bemühen, der Erfolg bleibt aber aus. Dein Gegenüber macht nicht den Eindruck, zufrieden mit dir bzw. der Beziehung zu sein.

Beruflich kannst du dir so eine Situation sicher vorstellen, Angenommen du hast einen Job, indem du über einen längeren Zeitraum viel Energie, Zeit und Einsatz investierst, der Erfolg aber ausbleibt. Die Kollegen oder der Chef ist unzufrieden mit dir und grundsätzlich hast du das Gefühl, es in dem Unternehmen niemand recht machen zu können. Bingo! Genauso kann es in einer Beziehung sein. Du bemühst dich um deinen Partner und versuchst, ihm alles recht zu machen. Du wirst in Folge aber nur kritisiert oder mit Vorwürfen überhäuft. Da ist es kein Wunder, wenn du frustriert bist und deine Stimmung nicht zum Besten steht.

-> Obwohl der Erfolg ausbleibt, verstärkst du deinen Einsatz. Du verausgabst dich immer mehr für deinen Partner und engagierst dich noch mehr.

Du merkst zwar, dass deine Arbeit an der Beziehung und deine Bemühungen um deinen Partner nicht gerade von Erfolg gekrönt sind, verstärkst aber deinen Einsatz. Nach dem Motto „mehr des Gleichen“. Deine eigene Frustration über diese Situation schiebst du zur Seite und bemühst dich noch mehr. Das Problem dabei ist, dass dein Engagement nicht gesehen wird und du keinerlei Anerkennung dafür bekommst. Ganz im Gegenteil – dein Gegenüber macht keinen Hehl daraus, dass er unzufrieden mit dir und der Beziehungssituation ist und lässt dich das auch spüren.

-> Darüber vernachlässigst du deine eigenen Bedürfnisse und hast kein Gefühl mehr dafür, was du selbst brauchen würdest. Dein Blick ist nur auf den Partner gerichtet.

Bei der ganzen Beziehungsarbeit, die du leistest, übersiehst du, wo deine Leistungsgrenze liegt und blendest aus, was du von einer funktionierenden Partnerschaft erwarten würdest. Du bist auf den Partner fokussiert und darauf, Anerkennung von ihm zu bekommen. Du sehnst dich nach Wertschätzung für deine Leistung und deine Bemühungen, was zu einer Fixierung auf die Liebesbeziehung führt und deine sonstigen sozialen Kontakte in den Hintergrund rücken lässt.

-> Du ignorierst Konflikte zwischen euch und willst nicht wahrhaben, dass die Beziehung nicht so läuft, wie du es dir wünschen würdest.

Obwohl es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen euch kommt oder die Liebe abgekühlt, ignorierst du derartige Anzeichen. Du willst nicht wahrhaben, dass ihr euch voneinander entfernt und die vorhandenen Indizien dafür werden von dir verleugnet.- Nach dem Motto „was nicht sein darf, ist nicht“. So als ob du eine fixe Vorstellung hast, wie eine ideale Beziehung sein sollte und wenn die Realität damit nicht übereinstimmt, willst du es nicht wahrhaben.

-> Du ordnest dich den Wertvorstellungen deines Partners unter und passt deinen Lebensstil an dem des anderen an.

Du glaubst, durch Anpassung lassen sich eure Differenzen lösen und versuchst, deine Bedürfnisse an die deines Partners anzupassen. Sowohl was deinen Lebensstil betrifft als auch dein Wertesystem, ordnest du dich dem anderen unter. Es erweckt den Anschein, als würdest du eure unterschiedlichen Persönlichkeiten ausblenden. So als würdest du dich für dein Wesen schuldig fühlen und müsstest deinen Charakter an dem vom anderen angleichen.

-> Du verleugnest deine Persönlichkeit und redest dir ein, dass du dir immer schon so eine Beziehung bzw. so ein Leben gewünscht hast.

Dies führt dazu, dass du deine eigenen Wünsche nicht mehr wahrnimmst, dich ausschließlich an den Bedürfnissen deines Gegenübers orientierst und so etwas wie ein „falsches Selbst“ entwickelst. Du glaubst zu wissen, wie dich der andere haben möchte und bemühst dich, ein dementsprechendes Verhalten an den Tag zu legen. Betont werden muss, dass es sich hierbei um deine eigenen Vorstellungen handelt. Die Realität kann eine andere sein. Nehmen wir ganz ein einfaches Beispiel. Eine Frau beginnt, sich mit Fußball zu beschäftigen, geht mit ihrem Partner auf Fußballspiele und beginnt Gespräche über dieses Thema. In dem Glauben, er würde sich dies von ihr wünschen. Dann stellt sich heraus, dass er sich dies nie erwartet hätte. Sie fällt aus allen Wolken und ist frustriert. Es zeigt sich hier, dass ihre Vorstellungen über seine Erwartungen ihr gegenüber niemals seinen tatsächlichen Bedürfnissen entsprochen haben, sondern rein ihre Fantasien waren.

-> Du ziehst dich immer mehr zurück, pflegst deine sozialen Kontakte nicht mehr und gehst deinen Hobbies und Interessen nicht mehr nach.

Der Kreislauf geht dann weiter, indem du dich nur mehr den vermeintlichen Erwartungen deines Gegenübers unterordnest und dich selbst vernachlässigst. Dein Interesse gilt nur mehr dem Partner und deine eigenen sozialen Beziehungen und Hobbies treten in den Hintergrund. Auch mental beschäftigst du dich nur mit der Partnerschaft und wie es um diese steht. Du bist fixiert auf die Liebesbeziehung, was bei dir aber keine positiven Gefühle auslöst, sondern negative. Du fällst ins Grübeln.

-> Dein Verhalten ändert sich, was du dir selbst nicht eingestehst und wenn dich jemand darauf aufmerksam macht, streitest du es ab.

Die ganze Dynamik hat ein Ausmaß erreicht, wo du nur mehr um ein einziges Thema kreist, nämlich die „Liebesbeziehung“. Du hast dich nun in Wirklichkeit innerlich von realen Gegebenheiten verabschiedet und fällst in ein Gedankenkreisen. Dies verändert nicht nur deine Stimmungslage, sondern hat auch massiven Einfluss auf dein Verhalten. Selbst bemerkst du das nicht bzw. willst es nicht merken und wenn dich jemand darauf Aufmerksam macht, erlebst du dies als Angriff gegen dich und streitest alles ab.

-> Du hast oftmals das Gefühl, neben dir zu stehen und kaum mehr einen Zugang zu dir selbst und deinen Körper zu haben.

Jetzt hast du den Bezug zu dir selbst verloren und beginnst emotional abzustumpfen. Dies kann sich so äußern, indem du entweder wie eine Puppe – ohne Gefühle – durchs Leben gehst, oder immer wieder emotionale Ausbrüche hast, bei denen du dich komplett verausgabst und womöglich zu selbstschädigenden Verhalten neigst. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass diese beiden entgegengesetzten Gefühlszustände sich abwechseln. Du willst diese Signale nicht wahrhaben und blendet sie aus.

-> Innere Leeregefühle machen sich bei dir breit. Dein Zustand gleicht einer emotionalen Taubheit. Du erlebst dich in dir isoliert.

Du fühlst dich in dir gefangen und erlebst dich nur mehr wie eine Hülle, die einigermaßen funktioniert. Spaß und Freude an Dingen und Menschen hast du schon lange nicht mehr verspürt. An Tagen, die einigermaßen gut laufen, kannst du das Notwendigste erledigen, Emotionen verspürst du kaum noch dabei. Meist fühlst du dich leer und wie eine Maschine, die starr Aufgaben erledigt. Die Beziehung selbst oder der Partner sind in den Hintergrund gerückt oder nerven nur noch. Alles, was vom Alltag abweicht, erscheint dir schwer und als zusätzliche Belastung.

-> Dinge, die dir früher Spaß und Freude gemacht haben, erlebst du als nicht erstrebenswert. Du hast kaum noch Bezug zur Außenwelt.

Positive Emotionen sind dir mittlerweile fremd, du hast keine Kraft mehr und am liebsten würdest du nur mehr liegen und an nichts denken. Parallel zur körperlichen Erschöpfung und emotionalen Taubheit kann deine Fantasie verrückt spielen. Du grübelst vor dich hin und deine Gedanken drehen sich im Kreis, zu einem Ergebnis kommst du nicht. Sozial bist du isoliert und hast kein Interesse an Gesellschaft. Du erlebst dich wie von deinem Innenleben abgeschnitten.

-> Du fühlst dich nur mehr erschöpft, hast gar keinen Antrieb mehr und alles kommt dir sinnlos vor.

„Nichts geht mehr“. Du merkst, dass du am Ende bist und ohne Hilfe von außen in einem Kreislauf gefangen. Deine unmittelbare Umgebung kommt nicht mehr an dich heran, du bist emotional in dir selbst gefangen und kannst dich zu nichts mehr aufraffen. Der Tiefpunkt ist erreicht, womöglich kannst du nicht mehr arbeiten gehen oder überhaupt irgendetwas in Angriff nehmen. Du bist ängstlich und die banalste Veränderung in den täglichen Abläufen oder die kleinste Herausforderung bringt dich komplett aus dem Konzept. Du schläfst nicht mehr oder ständig, kommst aber nicht zur Ruhe. Du leidest unter innerer Unruhe und Leeregefühlen.

Falls du in dieser Spirale festsitzt, solltest du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen!
Wie du erfahren konntest, ist ein Beziehungs-Burnout ein schleichender Prozess und entsteht nicht von heute auf morgen. Es gibt eine Eskalationsspirale, die, hat sie erst einmal an Fahrt aufgenommen, nicht so leicht zu bremsen ist. Deshalb ist es wichtig, die einzelnen Stufen rechtzeitig zu erkennen und die Bremse zu ziehen. Es gibt immer einen Ausweg, dessen solltest du dir bewusst sein. Umso früher du die Zeichen erkennst, kannst du aus dem Kreislauf aussteigen. Womöglich bist du nicht selbst betroffen, sondern hast einen Menschen in deinem Umfeld, bei dem du Merkmale von Beziehungs-Burnout erkennen kannst. Dann ist es wichtig, ihn darauf hinzuweisen und Mut zu machen, aus diesem Karussell auszusteigen. Stress führt zu einer Vielzahl von ungesunden Veränderungen auf den verschiedenen Ebenen und hat Auswirkungen in allen Lebensbereichen. Sei es im emotionalen, körperlichen, mentalen oder sozialen Bereich. Ursachen dafür können sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld gefunden werden. Umso mehr solltest du wachsam sein, damit du nicht in einen Strudel gerätst, aus dem es schwer ist, wieder hinauszufinden.

Ausweg

Was ist nun die Lösung, wenn jemand immer wieder Beziehungen eingeht, die ihn unglücklich machen oder gar schaden? Nun fürs erste ist es wichtig, sich selbst besser kennen zu lernen und das eigene Verhalten zu reflektieren. Nur wenn wir uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen, unser Bindungsverhalten und unser Beuteschema kennen, können wir unsere Partnerwahl bewusst beeinflussen. Wo wir früher noch unbewusst uns von einer unglücklichen Liebesbeziehung in die nächste begeben haben, können wir dann bewusst einen Menschen finden, der uns wirklich guttut und mit dem wir neue Beziehungserfahrungen machen können. Bestimmte Beziehungskonstellationen zu vermeiden und nicht „sehenden Auges“ ins nächste Beziehungsunglück zu schlittern, kann man lernen. Der erste Schritt ist es, die eigene Beziehungsdynamik zu erkennen, um in Folge für sich selbst eine Paarkonstellation zu wählen, die neue und positive Erfahrungen zulässt. Niemand ist dazu verdammt, die emotional unbefriedigenden Zustände aus der Kindheit zu wiederholen. Es ist nie zu spät, für eine glückliche Zukunft zu zweit.