Bindungstypen und Partnerschaft

Jeder Mensch hat seine individuelle Art, Bindungen einzugehen und diese bringt er in die Liebesbeziehung mit ein. Somit hat das Bindungsverhalten vom Einzelnen Auswirkungen auf die Partnerschaft. Es kann für Harmonie sorgen aber auch zu Zerwürfnissen führen. Insofern kann es hilfreich sein, wenn Paare sowohl ihren eigenen Bindungstyp kennen als auch dem vom Partner oder der Partnerin.  Finde heraus, wie ihr beide diesbezüglich tickt!


Welche Bindungstypen gibt es?

Grundsätzlich kann zwischen vier Bindungstypen unterschieden werden.  Das heißt, dass dein Bindungsstil sich vom dem deines Partners unterscheiden kann, was zwischen euch zu Missverständnissen und Problemen führen kann.

Unser Bindungsmuster haben wir in unserer Kindheit entwickelt und es hat seinen Ursprung in unseren frühen Beziehungserfahrungen mit uns nahestehenden Bezugspersonen. Diese Erfahrungen haben Auswirkungen auf unser weiteres Leben. Vor allem zeigt sich dies in der Art, wie wir unsere Liebesbeziehungen gestalten. Romantische Beziehungen sind geprägt von starken Gefühlen und Körperkontakt, weshalb sie besonders störungsanfällig sind und psychische Verletzlichkeiten hier besonders zum Tragen kommen. Denn die emotionale und körperliche Nähe, die wir in romantischen Beziehungen erleben, macht uns angreifbar für Traumen aus der Kindheit. Alte Wunden können aufgerissen werden, welche zwar nicht in der aktuellen Lebenssituation ihren Ursprung haben, aber durch sie reaktiviert und ausgelöst werden können.

Falls wir in unserer Kindheit und Jugend die Erfahrung machen durften, dass wir verlässliche Bezugspersonen hatten, die für uns da waren, wenn wir sie gebraucht haben, uns getröstet und in den Arm genommen haben, wenn wir unglücklich waren, dann können wir uns zu den Glücklichen zählen, die gute und sichere Bindungserfahrungen machen durften. Falls wir aber aus emotional instabilen Familien kommen, wo wir mit unberechenbaren Bezugspersonen konfrontiert waren und keine Verlässlichkeit erfahren konnten, dann macht sich das später sowohl im eigenen Selbstwert als auch in unseren Liebesbeziehungen bemerkbar. Was sind nun die unterschiedlichen Bindungstypen, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt?

Die vier verschiedenen Bindungstypen

Falls du zu den ca. 60 % gehörst, die über einen Sicheren Bindungsstil verfügen, kannst du dich zu den Glücklichen zählen. Anscheinend hast du einigermaßen gute Beziehungs-erfahrungen in deiner Kindheit und Jugend gemacht und hast emotionale Stabilität und Wärme erfahren. Du scheinst in einem stabilen und verlässlichen Umfeld aufgewachsen zu sein, wodurch du sicher gebunden warst. Du verfügst über ein gesundes Selbstvertrauen und kannst dich gut in andere hineinversetzen. Dies heißt für deine Beziehungsfähigkeit, dass du dich in engen Beziehungen wohl fühlst und sowohl anderen vertrauen kannst als auch selbst eine verlässliche Vertrauensperson darstellst. Du kannst eine stabile Partnerschaft führen und weißt, wie wichtig es ist, sich gegenseitig Freiheiten zuzugestehen, ohne gleich von Verlustängsten geplagt zu werden. Ein sicherer Bindungsstil heißt aber nicht zwangsläufig, dass in deiner Beziehung immer alles rund laufen muss. Aber du verfügst über eine gute Basis, die es dir ermöglicht, anderen Halt zu geben und selbst Unterstützung anzunehmen. Auch heißt es nicht, dass du in deinen Beziehungen mit einer Frau oder Mann liiert bist, die oder der so wie du über einen sicheren Bindungsstil verfügt.

Der zweite Bindungsstil ist der Unsicher-vermeidende Bindungsstil. Falls du zu dieser Kategorie gehörst, hast du in deiner Kindheit und Jugend keine optimalen Voraussetzungen gehabt. Deine frühen Bezugspersonen waren in ihrem Verhalten dir gegenüber womöglich unberechenbar oder nicht sonderlich verlässlich. Dies hat dazu geführt, dass du bis heute das Gefühl hast, dich nicht auf andere verlassen zu können und willst die Dinge für dich allein regeln. Somit bist du in Beziehungen darauf bedacht, deinen Freiraum nicht zu verlieren und reagierst überempfindlich, wenn es darum geht, dich zu committen bzw. festzulegen. So als würdest du immer ein „Hintertürchen“ brauchen, um dich nicht eingeschränkt zu fühlen. Dies kann für dich selbst aber auch für dein Gegenüber nicht einfach sein. Falls du zu diesem Bindungstyp gehörst, solltest du dir darüber bewusstwerden und versuchen, dich auf andere Menschen einzulassen und zu vertrauen. Es ist nie zu spät, korrigierende Beziehungser-fahrungen zu machen und sich als sicher gebunden zu fühlen.

Ein weiteres unsicheres Bindungsverhalten zeigt sich beim Unsicher-ambivalenten Bindungsstil. Auch da gab es keine emotional stabilen Bezugspersonen, vielleicht hatten die Eltern selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen, weshalb sich kein kontinuierliches bzw. vertrauensvolles Verhältnis zum Kind entwickeln konnte. Dieser Elterntyp war für das Kind emotional nicht einzuschätzen. Falls dieser Bindungsstil auf dich zutrifft, wurdest du womöglich phasenweise überbehütet und verwöhnt, phasenweise hast du deine Eltern wieder als gleichgültig und desinteressiert erlebt. Falls du zu diesem Typus gehörst, wusstest du als Kind nie, wie deine Eltern reagieren werden und du konntest dich nie entspannen. Dies hat sich wahrscheinlich bis heute so beibehalten, dass du selbst in romantischen Beziehungen oft unsicher bist, weshalb du zu einem anklammernden Verhalten neigen könntest. Womöglich leidest du unter Verlustängsten und hast Angst, den Partner oder die Partnerin zu verlieren. Hier ist es wichtig, Vertrauen zu entwickeln und darauf zu vertrauen, dass es Menschen gibt, auf die man sich verlassen kann, deren Gefühle und Verhalten nicht ständig wechselt und die für einen da sind, wenn man sie braucht.

bindungstypen

Bei wenigen Menschen kommt noch ein Unsicher-desorganisierter Bindungsstil zum Tragen, der vor allem durch widersprüchliche Emotionen und ein widersprüchliches Verhalten gekennzeichnet ist. Falls du über dieses Bindungsmuster verfügst, zeigt sich dies womöglich in starken Stimmungsschwankungen oder dem Fehlen von Gefühlsäußerungen. In diesem Fall sind die Ursachen oftmals in traumatischen Erlebnissen in der frühen Kindheit zu suchen, die nicht unbedingt nur mit dem Verhalten der Bezugspersonen zu tun haben müssen. Ein unsicher-desorganisierter Bindungsstil kann bei Menschen auftreten, die Katastrophen erlebt haben oder zum Beispiel einen Elternteil hatten, der gewalttätig war oder in einer anderen Form als Auslöser von Angst wahrgenommen wurde. Wo die Bezugspersonen nicht als Quelle der Sicherheit, sondern als Auslöser von Angst wahrgenommen wurden.

Resümee

Falls du dich in einem der Bindungsstile wiederfindest, der nicht auf sichere Bindungserfahrungen in der Kindheit hindeutet, ist dies aber nicht die große Tragik. Viele Menschen haben schwierige Lebensgeschichten hinter sich, was aber nicht heißt, für immer darin gefangen zu sein. Der Bindungsstil kann sich im Laufe des Lebens verändern und durch vertrauensvolle Beziehungserfahrungen kann Vieles korrigiert werden. Liebesbeziehungen sind optimal geeignet, um positive Erfahrungen zu machen und sich sicher gebunden zu fühlen.  Falls du mit einem Partner oder einer Partnerin eine romantische Beziehung führst, in der ihr euch auf einander verlassen könnt, für einander emotional berechenbar seid und wertschätzend miteinander umgeht, steht einer sicheren Verbindung nichts im Weg.