Polyamorie – wenn die Zweier-Beziehung nicht genug ist
Einige Paare erhoffen sich von der Beziehungsform der Polyamorie neuen Schwung für ihre Beziehung. Kann dies gelingen oder endet es in einer Beziehungskrise zwischen mehreren Personen?
Was ist Polyamorie?
Unter Polyamorie versteht man eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist und einvernehmlich gelebt wird. So weit die allgemeine Definition diese Beziehungsform, die oftmals mit viel Idealismus und Sehnsüchten begonnen wird und mit Enttäuschung und Frustration endet. Meist ist es die Realität, die allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung macht. Aber von Anfang an. Hauptsächlich sind es zwei Beweggründe, weshalb die Polyamorie als Beziehungskonzept in Betracht gezogen wird.
Die erste Variante betrifft Paare, die schon länger gemeinsam durchs Leben gehen und neuen Schwung in ihre Beziehung bringen wollen. So beginnen sie zum Beispiel andere Paare zu daten oder eine dritte Person in ihre vertraute Beziehung hineinzulassen. Ursachen hierfür können sein, dass ihnen der gemeinsame Sex langweilig geworden ist, die Verliebtheit abgeflaut oder eben beides. Durch das Öffnen ihrer Zweisamkeit versprechen sie sich Abwechslung und Abenteuer. Leider vergessen sie dabei auf Einiges. Nämlich, dass sie, bei aller Langeweile, ein eingefleischtes Paar sind, aneinander gewöhnt und Exklusivität genießen. Und genau diese Exklusivität ihrer Zweierbeziehung wird- taucht jemand Dritter auf – gestört. Ihre Vertrautheit, vor allem aber ihre Intimität, wird mit anderen geteilt. Intimität ist ein grundlegender Faktor in einer Liebesbeziehung, so betrifft er nicht nur die körperliche Intimität, sondern auch die emotionale. Niemand kann mit vielen Menschen Intimität genießen, diese ist immer mit Vertrauen verbunden und somit immer etwas exklusives. Deshalb kann es oft zu Kränkungen kommen, wenn ein Paar sich anderen Menschen gegenüber öffnet und mit diesen die gleichen Vertrautheiten teilt, die davor nur für den Partner bestimmt waren. Wenn du dich also auf ein solches Abenteuer einlassen möchtest, vergiss nicht, dass die Folgen nicht absehbar sind. Es kann gut gehen – eine Bereicherung für die Zweierbeziehung sein– aber der Schuss kann auch nach hinten losgehen.
Die zweite Variante betrifft Einzelpersonen, die von Anfang an Partner suchen, die dieses Beziehungskonzept mit ihnen teilen sollen. Sie haben die Vorstellung, dass es doch möglich sein muss, mehrere Personen gleichzeitig zu lieben und sie sich nicht auf eine Person festlegen möchten. Meist halten sie monogame Beziehungsmodelle für überholt und möchten sich nicht auf einen Partner festlegen. Zur gleichen Zeit mit mehreren Menschen Beziehungen zu pflegen und Intimität zu teilen ist das erklärte Ziel. Begleitet wird dies meist von der Vorstellung, dass die Beteiligten nur offen, ehrlich und achtsam genug sein müssen, dann kann dies alles schon gelingen. Eine schöne Vorstellung, die in der Realität nicht einfach umzusetzen ist. Rational betrachtet erscheint dieses Konzept sehr logisch, warum soll man nicht mehrere Menschen gleichzeitig lieben können und mit ihnen Intimität genießen. Nur der Mensch ist kein rationales Wesen, sondern ein sehr emotionales. Es gibt Eifersucht, Kränkungen und sonstige emotionale Befindlichkeiten, die der Utopie oftmals einen Strich durch die Rechnung machen. Auch wenn die Regeln klar definiert sind, Gefühle halten sich oftmals nicht an Spielregeln und am Ende läuft die Beziehung anders als geplant. Dies heißt nicht, dass du dieses Beziehungsmodell nicht ausprobieren solltest für dich, aber umso realistischer deine Sichtweise dazu ist, umso weniger werden deine Erwartungen enttäuscht. Mehr darüber, wie du mit der dicken Luft in deiner Beziehung umgehen kannst, erfährst du in unserem aktuellen Blogbeitrag – Dicke Luft in der Beziehung!